von Brigitta Hochuli ・, 12.05.2017
LOOP oder das Abenteuer Kloster
Von Brigitta Hochuli
Der kleine Mann (3) spielt viele Rollen. Vom Hauswart Mötzli bis zu Hansli Alleskönner beherrscht er sie alle.
Aber was ist jetzt das? Westlich der Kartause Ittingen fährt Omama auf einen riesigen Parkplatz (Polizist), trifft der Enkel einen singenden Tannenbaum (Dirigent), entdeckt meterhohe Spiesse (Ritter), bekommt zwei lebende Pferde zu Gesicht (uninteressant).
Eine neue Rolle angesichts der aktuellen Kunst-Baustelle muss sich der Enkel noch aneignen: faszinierend ist ja das weiträumig abgesteckte Absperrband. Dahinter erblickt er Zelte, mächtige Holzprügel und ganz eigenartig gebogene grosse Bleche.
Abgesperrt heisst natürlich auch ausgesperrt. Und so endet hier das Rollenspiel. Omama stellt ihren Enkel vor die Aufklärungstafel und erzählt, dass aus den Blechen eine Art Achterbahn werden soll.
Die Achterbahn heisst „Loop" und ist eine Grossplastik des Künstlerduos Bildstein/Glatz, im Endausbau 15 Meter hoch und aus Aluminium und Holz. Das Kunstwerk fertigen Matthias Bildstein (Wien) und Philippe Glatz (Kreuzlingen) extra für diesen sakralen Ort. Es stehe für die Synergien auf dem ehemaligen Klostergelände, finden die Verantwortlichen des auftraggebenden Kunstmuseums Thurgau. Und formal für die Sport- und Freizeitindustrie: „rätselhaft zwischen Nostalgie und Futurismus". Schwarz-rosa-hellblau bemalt soll die nicht befahrbare Fahrban des Doppelloopings werden, vor einem bestirnten Firmament wird sich der Endlossatz „LOOP THE LOOP THE LOOP" drehen. So werde LOOP „zur Metapher für die Bewegung in Richtung Unendlichkeit".
Schwere Kost für Omamas Enkel. Sie setzt den Nachmittag lieber im Klostergelände fort. Auch dort gibt es ja Mythisches und Mystisches. In der Kirche lockt das bedeutungsvoll beschnitzte Chorgestühl, in der Mönchsklause schlüpft der Kleine beinahe ins gemütliche Bettkarbäuschen, in der modernen Ausstellung von Glaser/Kunz gibt's einiges zum Gruseln und das Labyrinth beim Rosengarten ist besser als jeder Kinderspielplatz. Deshalb nebst Einkehr ins Restaurant das Beste zum Schluss: „Ich wött jedä Tag i das Chlooschter goo", sagte der Kleine.
- Vernissage LOOP am 21. Mai, 10.30 Uhr, danach Internationaler Museumstag mit Programm für Gross und Klein.
Weitere Beiträge von Brigitta Hochuli ・
- Kultur für Familien: Was im Thurgau noch fehlt (06.09.2018)
- Rätsel gelöst: So alt ist der Kunstraum Kreuzlingen (29.06.2018)
- Musikschule Kreuzlingen sucht Verbündete (14.06.2018)
- Kult-X in WM-Stimmung: Das etwas andere Public Viewing (29.05.2018)
- Unterm Sternenhimmel (13.05.2018)
Kommt vor in diesen Ressorts
- Kolumne
Kommt vor in diesen Interessen
- Omama
Ähnliche Beiträge
„Flow“ - was Mehl alles kann
puppenspiel.ch zeigte In der Frauenfelder Werkstatt Gleis 5 erstmals Theater für die Allerkleinsten. Omama und ihre Enkelin waren von der poetischen Premiere beide auf ihre Weise fasziniert. mehr
Öppis mit U
Zum Abschluss des Halbjahresprogramms im Gottlieber Bodmanhaus gab‘s eine Premiere mit Kindern ab fünf Jahren. Lorenz Pauli aus Bern brachte mit seinem Erzähltheater auch Omama zum Lachen. mehr