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von Inka Grabowsky, 19.06.2016

Dada - schwungvoll musiziert

Dada - schwungvoll musiziert
Das Campuskonzert 2016 der PMS Kreuzlingen und der PHTG in Kreuzlingen stand unter dem Titel "La Tirelitentaine" - französische Musik des frühen zwanzigsten Jahrhunderts.- | © Claudia Peyer

Beim Besuchstag der Pädagogischen Maturitätsschule (PMS) Kreuzlingen präsentierten die Schülerinnen und Schüler ausserordentliche Begabungen in Musik, bildender Kunst, Pädagogik und Naturwissenschaft. Höhepunkt waren die beiden Campuskonzerte 2016 zusammen mit der Pädagogischen Hochschule (PHTG).

Inka Grabowsky

Vor hundert Jahren hoben Musiker und Dichter im Cabaret Voltaire „Dada“ aus der Taufe. Die Generalprobe für die exzentrische Musik hatten sie zuvor im Thurgau absolviert. Anschliessend wurde Paris zum Zentrum für diesen Stil. Insofern schlossen die Musiklehrer der PMS und der PHTG einen Kreis, als sie für das jährliche Campuskonzert Stücke aus der französischen Musik des frühen zwanzigsten Jahrhunderts zusammenstellten.

Petites voix von Francis Poulenc. Bild: Claudia Peyer


Chansons von Francis Pulenc. Bild: Claudia Peyer


Humor und provokativer Nonsens sind ein Markenzeichen des Dadaismus. Lautmalerei steht im Vordergrund. Die Texte, die die jungen Musizierenden im voll besetzen Dreispitzsaal sangen, grenzten entsprechend ans Absurde. Die selbsterfundene afrikanische Sprache aus Poulencs "Rhapsodie nègre" sorgte sowohl bei den Künstlern als auch beim Publikum für ein Lächeln.


Grosse Fingerfertigkeit: Florian Grand, der als Pianist die Kunst- und Sportklasse der PMS besucht. Bild: Inka Grabowsky


Die Chöre und das Orchester von PMS und PHTG boten ein abwechslungsreiches Programm, das auch beliebte Melodien wie "Belle Nuit" aus Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ oder Poulencs Vertonung der Geschichte um den kleinen Elefanten Babar enthielt. Waldhörner (gespielt von Janine Brunner und Selina Lang) imitierten hier das romantische Tröten des Dickhäuters und seiner Braut.


 

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Die prämierten Matura-Arbeiten

Das Konzert bildete einen passenden Rahmen für die Verleihung der diesjährigen Preise der Stiftung Jugendförderung Thurgau. 15 Arbeiten hatten mit der Note "6" die Eingangsqualifikation für die Bewertung durch die Jury geschafft. "Am liebsten hätten wir alle prämiert", sagte Anina Bernhardsgrütter, die als Vertreterin des Ehemaligen-Vereins der PMS in der Jury sass. Entschieden haben sich die Juroren dann aber doch für Tim Gessner (Neuwilen), Julie Hagmann (Uttwil), Ella Müller (Sulgen) und Amy Pearl Douglas (Rickenbach).
Preise der Stiftung Jugendförderung Thurgau erhielten Amy Pearl Douglas, Julie Hagmann, Ella Müller und Tim Gessner (v.l.). Bild: Inka Grabowsky

 

Die vier prämierten Matura-Arbeiten

Tim Gessner hat über Schlangengift geschrieben und dabei nicht nur einen akribisch recherchierten wissenschaftlichen Aufsatz verfasst, sondern auch von der praktischen Arbeit mit den Reptilien auf einer Schlangenfarm in Thailand berichtet. „Ich konnte fünf Wochen während der Sommerferien dort helfen", sagt Tim. „Es war so faszinierend, dass es sich nicht wie Arbeit angefühlt hat." Jury-Mitglied Ruedi Schweizer von der PHTG attestiert dem Schüler in seiner Laudatio nicht nur Leidenschaft, sondern auch profunde Fachkenntnis.


Julie Hagmann hat ihre Hündin Licka zum Gegenstand ihrer Maturaarbeit gemacht. Sie erforschte den Geruchssinn der Hunde und erarbeitete einen Leidfaden, wie Hunde trainiert werden können, um das Zusammenleben zwischen Hund und Mensch noch weiter zu verbessern. Beeindruckt hat die Juroren, mit welcher Präzision die Schülerin die Lernfortschritte des zehnjährigen Golden Retrievers protokollierte.


Ella Müller widmete sich dem Selbstportrait. Sie wollte erforschen, ob Selbstdarstellungen ein Ausdruck für Narzissmus sind. Zu diesem Zweck forschte sie in der Fachliteratur und wagte sich an einen Selbstversuch. „Sie hat an 63 Tagen 63 Portraits von sich selbst angefertigt - neun Wochen ihres Lebens“, so Jurorin Esther Müller-Burgherr. „Gleichzeitig nahm sie tiefen Einblick in diverse Fachgebiete - von der Kunstgeschichte bis zur Psychologie". Die Schülerin selbst zeigt sich bescheiden: „Ich hatte vermutet, ich würde dabei viel über mich lernen", sagt sie heute, „aber es war gar nicht so." Ihr Fazit: Übersteigerte Selbstliebe muss keinesfalls die Ursache für Selbstportraits sein. Ihren Erkenntnissen nach greifen Maler unter anderem dann zum Mittel des Selbstportraits, wenn sie - aufgrund von Überforderung durch die unterschiedlichsten Ansprüche - Geborgenheit bei sich selbst suchen. Über ein Selbstbildnis könne ein Künstler dennoch Kontakt zur Aussenwelt aufnehmen.


Amy Pearl Douglas schliesslich konzentrierte sich in ihrer Abschlussarbeit auf ein pädagogisches Thema und damit auf ein Kerngebiet der PMS. Sie recherchierte zum Thema Mobbing, stiess auf den „No Blame-Ansatz", der die Schuldfrage völlig ausklammert, und schrieb daraufhin ein Kinderbuch, das künftig in einer Schulklasse gemeinsam mit dem Lehrer gelesen werden kann, um Mobbing schon im Keim zu ersticken. „Ich bin selbst früher ein Jahr lang gemobbt worden", sagt Amy. „Damals hätte ich gerne so ein Hilfsmittel gehabt." (inka)

 

 

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