von Inka Grabowsky, 13.12.2016
Die Lücke wird geschlossen
Ein Jahr nach dem Grossbrand in der Steckborner Altstadt gibt es ein Projekt für den Wiederaufbau. Der Wahl-Zürcher Sebastian Pater gewann mit seinem Entwurf den Architektur-Wettbewerb.
Von Inka Grabowsky
„Aus der Not wird eine Tugend werden." Der Präsident der Stiftung Ortsbild Steckborn, Walter Oberhänsli, ist von den Plänen des Büros Pater absolut überzeugt. „Es hat viel Energie und auch viel Geld gekostet, aber Steckborn bekommt nun einen neuen Anziehungspunkt. Die Lösung nimmt Rücksicht auf die alte Bausubstanz und setzt gleichzeitig neue Akzente." Der preisgekrönte Entwurf kombiniert komfortable barrierefreie Wohnungen mit einem öffentlich zugänglichen Innenhof, der von einem Café oder einem Geschäft belebt werden könnte.
Stadtbild muss erhalten bleiben
Am 21. Dezember 2015 waren drei Häuser an der Seestrasse durch einen Grossbrand komplett zerstört worden, ein Viertes wurde unbewohnbar, kann aber wieder aufgebaut werden. Da die Brandstelle quasi im Herzen des historischen Stadtkerns liegt und entscheidend das Stadtbild prägt, waren Eigentümer, Stadt, Stiftung und der Kanton (vertreten durch Hochbauamt und Amt für Denkmalpflege) übereingekommen, dass ein Architekturwettbewerb die besten Ideen für den Wiederaufbau hervorbringen würde. Steckborn ist im „Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz" (ISOS) verzeichnet, insofern gibt es ein öffentliches Interesse an den neuen Gebäuden. Stadtpräsident Roger Furrer bedankte sich einmal mehr für das Vertrauen der betroffenen Eigentümer, die die Verantwortung für die Gestaltung ihrer Häuser zum Teil delegiert hätten. „Wir sind froh, dass wir nun gemeinsam ein Projekt vorstellen, das die Jury aus rund siebzig Entwürfen einstimmig zum Besten gekürt hat."
Stadtpräsident Roger Forrer ist zufrieden mit dem Siegerentwurf. Bild: Inka Grabowsky
Einer der Fachpreisrichter war Thomas Hasler, Architekt aus Frauenfeld. Er erklärt die Komplexität der Aufgabe: „.Es ist eine Herausforderung im einem historischen Umfeld zeitgemäss zu bauen. Die eingereichten Entwürfe zeigten die ganze Bandbreite von sehr modernen bis zu historisierenden Gebäuden." Sebastian Paters Idee bildet einen Kompromiss. Die neuen Wohnungen werden grosszügiger wirken, modernen Komfort bieten und durch grössere Fenster mehr Licht einlassen. „Die Proportionen sind neu, bedienen sich aber historischer Gestaltungsmittel", sagt der Experte. „Der Wohnwert wird unter anderem auch durch die Dachterrassen erheblich gesteigert." Gleichzeitig seien die ursprünglichen Häuser immer noch als Persönlichkeiten erkennbar. „Sie tragen etwas zum Stadtbild bei und geben dem öffentlichen Raum auf der anderen Strassenseite eine plastische Antwort."
DIese Lücke muss nach dem Grossbrand in Steckborn vom 21. Dezember 2015 geschlossen werden. Bild: Inka Grabowsky
Anfang 2017 wird das Projekt weiterbearbeitet. Die Gebäudeversicherungen mahnen zur Eile. Ausserdem entsteht ein zusätzlicher Druck, weil den Grundeigentümern derzeit natürlich die Mieteinnahmen entgehen. „In zwei Jahren sollte alles stehen", sagt Cornelia Bein, die als Architektin in der Stiftung Ortsbild Steckborn die Interessen der Eigentümer vertreten hat. Sie verlas eine Grussbotschaft von Sebastian Pater, der derzeit auf Reisen ist. Er verbinde wunderbare Kindheitserinnerungen mit Steckborn, schrieb der 34-Jährige, und er freue sich auf die spannende Aufgabe.
So soll das Gesamtensemble in der Seestrasse nach dem Wiederaufbau aussehen. Skizze: Informationsdienst des Kantons Thurgau
Ausstellung: Ab dem 23. Dezember kann man sich die Entwürfe des Wettbewerbs in der Bernina Nähmaschinenfabrik ansehen. Näheres unter www.steckborn.ch
Von Inka Grabowsky
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