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von Inka Grabowsky, 21.08.2018

Ein Konzentrat mit neuen Akteuren

Ein Konzentrat mit neuen Akteuren
Der Hauptact der diesjährigen Jazzmeile: Die Black Sorrows aus Australien: L-R Joe Camilleri, Claude Carranza, Angus Burchall, John McAll, Mark Gray | © zvg

Die Kreuzlinger Jazzmeile von 31. August bis 2. September wird reformiert. Das Programm haben zum ersten Mal der Konstanzer Konzertveranstalter Dieter Bös und der Ermatinger Jgnaz Keller zusammengestellt.

„Wir haben in diesem Jahr bei der Musik klare Prioritäten gesetzt“, sagt Harry Tschumy, der Präsident des Vereins Jazzmeile. „Die Musiker, die wir engagiert haben, spielen ein Level höher als bisher. Die Black Sorrows Freitagnacht oder Vera Kaa und Band Samstagnacht sind wirkliche Kult-Künstler.“ Um trotzdem das Budget einzuhalten, ist das Programm verglichen zu den Vorjahren etwas gestrafft. Es gibt am Freitag und Samstag zwei statt wie bisher drei Bühnen auf dem Boulevard, der Donnerstag als Festivalauftakt fällt ganz weg. Neu gibt es eine prominente Moderatorin für die beiden Hauptbühnen. Martina Meisenberg wird das Publikum jeweils auf die Bands einstimmen. Das im vergangenen Jahr eingeführte Foodfestival läuft weiter, und auch die beliebte Oldtimerparade und der Vespakorso am Samstagnachmittag gehören erneut zum Rahmenprogramm.


Vera Kaa - die Schweizer Bluessängerin ist zurück auf der Bühne.

Die neue Programmleitung aus Dieter Bös und Jgnaz Keller, der für den Sonntag verantwortlich ist, hat eine eigene Handschrift: Für das Publikum gibt es bis auf drei Ausnahmen nur neue Bands zu entdecken. Der Konstanzer Bös räumt selbst ein, dass er Jazz zwar mag, aber kein ausgewiesener Jazz-Experte ist. Deshalb habe er sich als Profi zunächst einen Überblick über die Szene verschafft, überlegt, welches Budget zur Verfügung steht und welche Bands ohnehin gerade auf Tour und damit leichter verfügbar sind. „Denkbar wäre ja ein Festival nur mit regionalen Künstlern oder nur mit internationalen Grössen gewesen, die das Publikum sonst kaum zu sehen bekommt. Am Ende ist es nun eine Mischung geworden. Die Black Sorrows zum Beispiel kommen aus Australien, und Django’s Tigers sind Musiker der Südwestdeutschen Philharmonie in Konstanz.“

Sonntag auf kleinen Bühnen

Jgnaz Keller hatte bisher im Verein eher im Hintergrund bei der Künstlerbetreuung und der PR gewirkt. Nun hat er das Programm für die Gastronomen gemacht, die Musiker am Jazzmeilen-Sonntag bei sich auftreten lassen wollen. „Ich mache Vorschläge, die Gastwirte äussern ihre Wünsche, und dann buche ich das Passende.“ Die Seeburg beispielsweise wollte wieder den Sänger Robert Bartha engagieren, das Seemuseum bietet erneut Paul Amrod eine Bühne. In den Restaurants Seegarten und Fischerhaus in Kreuzlingen, der Krone und dem Seecafé in Gottlieben, dem Schlössli in Bottighofen und in der Bodensee-Arena sind neue Künstler zu erleben. Ein Sonderfall ist die MS Delphin, die ab 17 Uhr wieder als Jazzschiff unterwegs ist (und für die 35 Franken extra bezahlt werden müssen). An Bord spielt Kurt Lauer mit seiner Swiss German Dixie Corporation. „Unser Ehrenpräsident feiert dieses Jahr mit seiner Band sein 40-jähriges Bühnenjubiläum“, sagt Keller. „So lange das Publikum zu begeistern, ist eine gewaltige Leistung.“ (Anmeldungen für die Schiffstour bei Schifffahrt Neuenschwander).

Abschied und Anfang

Mit dem berühmten lachenden und weinenden Auge verabschiedet sich Harry Tschumy von der Jazzmeile. Er zieht Mitte September nach Kapstadt. „Es war mein Baby, aber nun ist es gewachsen. Insbesondere seit wir 2012 den Verein gegründet haben und es einen Vorstand gibt, der mithilft, haben wir grosse Entwicklungsschritte gesehen.“ Gespräche mit möglichen Nachfolgern gibt es schon, die Zukunft der Jazzmeile ist durch den Rücktritt des Mitgründers und Präsidenten also nicht gefährdet. Sorgen müsse man sich um die Zukunft nicht machen, meint auch Bös: „Vielmehr soll man sich freuen, dass es in den nächsten Jahren weitergeht. Musik lebt auch von Veränderung.“ Sollte ihn der Vereinsvorstand wieder beauftragen, stünde er auch im nächsten Jahr für die Auswahl der Künstler bereit. „Ich habe einige Kontakte zu Künstlern geknüpft, die dieses Mal keine Termine mehr frei hätte – das könnte man gut nutzen. Solche Projekte gehe ich immer langfristig an. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr mit dem Programm genauso zufrieden bin wie dieses Jahr.“


Die Dagmar-Egger Band eröffnet die Jazzmeile am Freitag mit Swing/Jazz.

Grenze überwinden

Tschumy zieht vor der zwölften Jazzmeile eine positive Bilanz. Wenn in der Vergangenheit mal etwas nicht geklappt habe, dann sei meistens nur das Wetter schuld gewesen. „Nun habe ich nur einen Herzenswunsch: Die letzte Jazzmeile in meiner Verantwortung soll gut laufen, mit einem harmonischen Zusammenspiel aller Faktoren. Das wäre ein schöner Abschluss für mich.“ Dieter Bös hat einen weiteren Wunsch. Er will neue Adressaten mit seinem Programm erreichen: „Ich habe den Eindruck, dass die Kreuzlinger Jazzmeile bisher in der Nachbarstadt Konstanz nicht so wahrgenommen wird, wie sie es verdient. Dieses Mal hätte ich gerne eine Art Völkerwanderung. Musik verbindet schliesslich über alle Grenzen hinweg, und die zwanzig Franken für den Button sind doch eher ein symbolischer Beitrag für drei Tage voller Konzerte.“

www.jazzmeile.ch

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