von Inka Grabowsky, 25.07.2018
Ein Festival zum lieb haben
Zum Kreuzlinger Fantastical zwischen dem 10. und 12. August veranstaltet der Verein Kultling zum vierten Mal sein Liebhaber-Musikfestival auf der Open-Air-Bühne des See-Burgtheaters.
Die Organisatoren vom Kreuzlinger Kulturverein „Kultling“ nehmen sich auch im vierten Jahr ihres Bestehens immer noch nicht wichtig. „Wir machen es aus Spass an der Freud“, sagt der Vereinspräsident Valentin Huber, der im Alltag Sekundarlehrer mit abgeschlossenem Jus-Studium ist. „Das Festival gibt es, weil wir selber den Event cool finden, nicht weil wir Dienstleister für die Besucher sein wollen.“ Trotzdem hat sich die Organisation zwischenzeitlich professionalisiert. „Die Lautsprecherboxen sind mittlerweile angekettet, so dass niemand sie mehr stehlen kann. Das Mischpult ist gegen Feuchtigkeitsschäden abgesichert. Man lernt aus den Problemen vergangener Jahre“, so Mitorganisator Martin Leuch. Valentin Huber ergänzt: „Wir wissen jetzt, an welche Kleinigkeiten man denken muss.“
Jeder im Kernteam von acht Personen hat eine Aufgabe übernommen, so dass niemand zu viel Zeit für die Vorbereitung investieren muss. „Nur die Auswahl der Musik treffen wir alle gemeinsam“, sagt Valentin. „So können wir gewährleisten, dass wenigstens einer von uns jede Band einmal live gesehen hat.“ Kathrin Wittgen hat für den Samstagnachmittag ein Kinderprogramm mit einer Gratis-Aufführung von „König Bertram“ und einem Bastelkurs auf die Beine gestellt. Martin Leuch koordiniert die rund sechzig Helfer, Antonio Sonn macht die Grafik, Basil Zecchinel ist der Gastgeber für die Bands, Linda Isler kümmert sich um die Flyer und Bastian Obrecht ist verantwortlich für die Gastronomie, die nicht unwesentlich zur Finanzierung des Open Airs beiträgt.
Spenden für Gratiskonzerte
Grösste Stütze des Mini-Festivals ist die ehrenamtliche Arbeit der Organisatoren und Helfer. Das zweite Standbein stellen Sponsoren aus dem öffentlichen und privatwirtschaftlichen Bereich. Für die Kultlinger bedeutet das auch eine Anerkennung ihrer Arbeit. „Die Stadt Kreuzlingen beispielsweise belegt mit ihrer Unterstützung, dass wir tatsächlich zum Kulturleben am See beitragen. Und vergangenes Jahr kam der Chef von IPG Keller nach den Konzerten auf uns zu und sagte, es habe ihm so gut gefallen, dass er uns gerne finanziell unterstützen wolle – das ist natürlich genial.“ In mehr oder weniger bescheidenem Umfang kann jeder Besucher den Veranstaltern helfen. Viele der Bands spielen nicht gegen Gage, sondern bekommen eine Kollekte, die nur im Notfall von Kultling aufgestockt wird. Der Besuch der Konzerte kostet ansonsten nichts. Nur am Samstag sind die obligaten zehn Franken für den Zutritt zum Fantastical-Gelände zu entrichten.
Doppelte Synergien
Die Kultling-Konzerte entstanden aus einer logischen Überlegung. Zum Fantastical ist die Bühne des See-Burgtheaters – geleitet von den Eltern von Valentin Huber - frei. Die Saison ist beendet. Gleichzeitig gibt es durch das Fest ohnehin eine grosse Menschenmenge auf dem Gelände. Was läge näher, als ihnen ein musikalisches Angebot zu unterbreiten, das bisher nicht Teil des offiziellen Programms war. Schon zur Premiere 2015 waren Zuhörer und Künstler im gleichem Masse begeistert. „Es ist eben ein spezieller Anlass, kein normales Open Air. Wir gestalten es liebevoll und persönlich“, so Valentin. Einige Bands fragen mittlerweile gezielt an, ob sie auftreten dürfen. Sie müssen allerdings ins künstlerische Konzept passen und dem Team gefallen. „Wir wollen einerseits lokalen Gruppen eine Plattform bieten, andererseits elektronische Musik auf die Bühne bringen“, erklärt Martin Leuch.
Diese Bands sind in diesem Jahr dabei
Der Freitag ist Rock und Folk gewidmet. Unter anderem spielt das Baro Drom Orkestar, das vergangene Saison das See-Burgtheater begleitet hatte. In der Zeit entstanden neue Songs, die nun am Sonntag offiziell der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Samstagnacht steigert sich von Fusion über Punk zu Techno. „Die Musiker von Gudrun von Laxenberg aus Wien lassen es richtig klopfen, und ‚Tante Renate’ aus Leipzig setzt dann noch einen drauf.“ Samstagnacht hat Kultling erfahrungsgemäss die meisten Zuschauer. Nach dem Feuerwerk kämen viele Feierlustige in den Seeburgpark, so die Organisatoren. Theoretisch könnten etwa tausend Menschen zusammenkommen, 400 fasst allein die überdachte Tribüne. „Aber für uns ist es auch ein Erfolg, wenn dreissig Leute Spass haben. Schon dafür lohnt sich die Arbeit“, meint Valentin Huber. Mit dieser Einstellung ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass kultling auch 2019 das Fantastical bereichern wird: „Ideen für das nächste Jahr haben wir jetzt schon!“
Videos
Das Steam Engine Trio tritt Samstag um 19.30 Uhr auf:
Das Saint City Orchestra spielt Freitag ab 23 Uhr:
Der Tante Renate (Sa 0.30 Uhr)
Das Programm im Überblick
Freitag, 10. August 2018
18.00 bis 01.30 Uhr: Barbetrieb
20.00 Uhr The Souls of the Departed (Rock | Kreuzlingen)
21.30 Uhr Parachute (Rock | Kreuzlingen)
23.30 Uhr Saint City Orchestra (Irish Rock | St. Gallen)
Eintritt frei – Kollekte
Samstag, 11. August 2018
14.00 Uhr bis 03.30 Uhr Barbetrieb
14.00 Uhr Kinderprogramm «König Bertram» im Seemuseum Kreuzlingen
ab 15.00 Uhr: Bastelkurs Upcycling,
ab 15.00 Uhr: Frisur-Styling von «my haircut»
18.00 Uhr Baro Drom Orkestar (Balkan | Florenz)
19.30 Uhr Steam Engine Trio (Fusion | Kreuzlingen)
21.00 Uhr Wassily (Electronic | St. Gallen)
23.00 Uhr Gudrun von Laxenburg (Techno Punk | Wien)
00.30 Uhr Der Tante Renate (Elektro Punk | Leipzig)
02.00 Uhr Pistole (Techno | Hamburg)
Eintritt frei – Kollekte
Sonntag, 12. August 2018
11.00 Uhr bis 17.30 Uhr Barbetrieb
14:00 CD-Taufe Baro Drom Orkestar (Balkan | Florenz)
Eintritt frei – Kollekte
Das Festival im Internet: http://www.kultling.ch/fantastical-2018
Von Inka Grabowsky
Weitere Beiträge von Inka Grabowsky
- Kunst im Kreisel (26.01.2023)
- Ein neues Kapitel (31.12.2022)
- Dem Mythos auf der Spur (23.10.2018)
- Der nette Nachbar (01.10.2018)
- Wenn Buchhelden lebendig werden (01.10.2018)
Kommt vor in diesen Ressorts
- Musik
Kommt vor in diesen Interessen
- Pop
- Blues
- Folk
Kulturplatz-Einträge
Ähnliche Beiträge
Von der Bittersüsse des Lebens
«Grapefruit tears» heisst das neue Album des in Bern lebenden Exil-Thurgauers Stephan Greminger und seiner Band HisDogBingo. Anfang 2019 kommt er damit auch ins Eisenwerk Frauenfeld. mehr
Gewinnspiel der Woche
Wir verlosen 2x2 Karten für das Carrousel-Konzert im Presswerk Arbon am Freitag, 5. Oktober 2018. mehr
„Musig i dä Stadt“: Ein Projekt des Kulturfonds
Zwei Tage lang wird die Frauenfelder Altstadt zur Bühne für lokale Musikerinnen und Musiker. Realisiert werden kann „Musig i dä Stadt“ unter anderem dank des Kulturfonds der Stadt Frauenfeld. mehr