23.04.2018
Was bleibt vom Konzil?
Während in Konstanz das Konziljubiläum noch bis in den Sommer reicht, hat der Thurgau seine Aktivitäten offiziell beendet. Das Fazit aller Beteiligten ist positiv
Am 22. April 1418 erklärte der damals neu gewählte Papst Martin V. das Konzil von Konstanz für beendet. Exakt 600 Jahre und einen Tag später sitzen im Refektorium des Kreuzlinger Klosters Monika Knill, Regierungsrätin, Rolf Müller, Thurgau Tourisms, Daniel Wesner, Wirtschaftsamt des Kanton Thurgau, Claudia Thom, Stadt Kreuzlingen und Ruth Bader, Cheforganisatorin des Konziljubiläums auf Konstanzer Seite zusammen und erklären ihrerseits etwas für beendet - die Feierlichkeiten zum Konzilljubiläum. «Zahlreiche Projekte verschiedenster Partner im Kanton Thurgau sollten dazu beitragen, die Geschichte des 15. Jahrhunderts zu vermitteln und eine Verbindung zur Gegenwart zu schaffen», blickt Monika Knill zurück. Aus ihrer Sicht ist das gelungen: «Die Art und Weise der inhaltlichen Auseinandersetzung zu den weitreichenden Ereignissen der Konzilsjahre und die Vielfalt der über 90 Thurgauer Konzilsaktivitäten beeindrucken und waren in dieser Form einmalig. Ich glaube, die damalige Bevölkerung wäre dankbar und vielleicht auch ein bisschen stolz, wenn sie wüssten, wie wir 600 Jahre später den einschneidenden Umbruch am Bodensee aufgegriffen haben», so Knill weiter.
Knapp eine Million Franken hat der Kanton in das Konziljubiläum investiert. Der grösste Anteil davon ging an die aufwendige Publikationsreihe «Der Thurgau im späten Mittelalter» von der kürzlich der dritte und letzte Band im Verlag NZZ Libro erschienen ist. Ein besonderes Lob sprach Monika Knill zur Zusammenarbeit mit den Nachbarn in Konstanz aus: «Mit der vertieften Auseinandersetzung dieses geschichtlichen Weltereignisses wurde das Bewusstsein geschärft, welche gemeinsame Geschichte und Vergangenheit der Thurgau und Konstanz haben. Heute trennt uns zwar die Landesgrenze, aber nicht die gegenseitige Verbundenheit», so die Regierungsrätin.
Waren vier Jahre zu lang? Die Organisatoren sagen «Nein»
Ruth Bader, Chefin der Konziljubiläums-Aktivitäten in Konstanz, gab das Lob postwendend zurück. Die Zusammenarbeit sei «sehr konstruktiv, erlebnisreich und bereichernd» gewesen. Die grenzüberschreitenden Kooperationen seien wichtig für den Gesamterfolg des Jubiläums gewesen: «Manche Dinge hätte es ohne die Beteiligung des Thurgau beispielsweise gar nicht gegeben», so Bader. Sie nannte hier unter anderem den so genannten Konzil-Koffer, den Lehrer an der Pädagogischen Mauritätsschule (PMS) Kreuzlingen entwickelt hatten, um das Thema Konzil auch anschaulich im Schulunterricht behandeln zu können. Auch wenn die Feierlichkeiten in Konstanz noch bis zum 22. Juli andauern, zog auch Bader schon mal ein kleines Fazit: «Einer der prägnantesten Erfolge des Konziljubiläums ist die erweiterte Perspektive auf das Konstanzer Konzil. Bislang wurde es vor allem mit der Imperia und Jan Hus verbunden. Inzwischen wird der mittelalterliche Kongress nicht mehr nur aus kirchentheoretischer Perspektive sondern als Ereignis wahrgenommen, das die europäische Geschichte nachhaltig geprägt hat.» Die gerade in der Planung des Konziljubiläums heftig umstrittene Dehnung der Feierlichkeiten auf vier Jahre, habe sich zudem bewährt, erklärte Bader: «Hätten wir nur ein oder zwei Jahre zur Verfügung gehabt, hätten wir niemals so viel Zeit für die nachhaltige Vermittlung der Inhalte gehabt, viele Geschichten wären dann wohl untergegangen», ist Bader überzeugt.
"Es sind bleibende Inhalte geschaffen worden": Regierungsrätin Monika Knill bei der Abschluss-Medienkonferenz zum Konziljubiläum. Bild: Foto Gaccioli
Ähnlich sieht es auch die Thurgauer Regierungsrätin Monika Knill. Es seien bleibende Inhalte geschaffen worden: «Wir wissen heute mehr über die damalige Zeit mit den religiösen und weltlichen Ereignissen und deren Auswirkungen. Wir können uns zudem ein Bild machen, wie die Bevölkerung im Umland Thurgau unter den verschiedenen Einflüssen gelebt und gearbeitet hat», erläuterte die Politikerin. Es gebe zwar keine konkreten Zahlen oder Evaluationen, wie das Jubiläum allgemein und einzelne Veranstaltungen speziell bei den Menschen angekommen seien, aber die Verkaufszahlen der Publikationsreihe «Der Thurgau im späten Mittelalter», das Medieninteresse und die Beliebtheit der Landkarten Wege des Konzils (fast alle sind vergriffen) sprächen für sich, ergänzte Martha Monstein, Leiterin des kantonalen Kulturamts.
Auch Wirtschaft und Tourismus zeigen sich zufrieden
Eine positive Bilanz des Konziljubiläums zogen auch Rolf Müller und Daniel Wessner aus touristischer beziehungsweise wirtschaftlicher Sicht. «Dank der Thurgauer Beteiligung am Jubiläum boten sich uns viele Gelegenheiten, die Gäste rund um den Bodensee auch zu unseren Schätzen und Spuren der Konzilszeit heranzuführen», freute sich Thurgau-Tourismus-Chef Rolf Müller. Mit Ausstellungen, Märkten oder eigens kreierten Konzilmenüs habe man ganz verschiedene Zugänge zum Thema geschaffen und so einem breiten Publikum das historische Ereignis näher bringen können. Daniel Wessner, Chef des kantonalen Wirtschaftsamts, sieht in der erfolgreichen Zusammenarbeit auch ein Plädoyer für grenzüberschreitende Kooperationen: «Mit dem Wirtschaftskonzil haben wir den Grundgedanken des historischen Konstanzer Konzils aufgegriffen und in die Gegenwart transferiert. Der Erfolg dieser Veranstaltung belegt das Interesse an grenzüberschreitender Zusammenarbeit und deren Relevanz für die Region.»
Während der Thurgau das Konziljubiläum also bereits abgewickelt hat, dauert es in Konstanz noch ein bisschen an. Ab 14. Juni wird die Oper «La Juive» an Originalschauplätzen im Stadtraum aufgeführt. Und am 22. Juli ist dann endgültig auch bei den Nachbarn Schluss: Mit einem grossen Abschlussfest im Konstanzer Stadtgarten will man sich dann vom Jubiläum verabschieden.
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