von Michael Lünstroth, 06.11.2018
Beredtes Schweigen
Die Thurgauer Museumschefs dürfen vorerst nicht über die Zukunft ihrer Museen reden. Das will Regierungsrätin Monika Knill lieber selbst übernehmen.
Die Idee war eigentlich ganz einfach: Wenn schon über die Zukunft von Museen nachdenken, warum dann nicht die Menschen an einen Tisch bringen, die sich im Thurgau massgeblich darüber Gedanken machen? Also die Direktorinnen und Direktoren der kantonalen Museen. Gesagt, getan: Wir haben Gabriele Keck (Historisches Museum), Markus Landert (Kunstmuseum/Ittinger Museum), Dominik Gügel (Napoleonmuseum) und Hannes Geisser (Naturmuseum) sowie Urs Leuzinger (Leiter des Museum für Archäologie, er firmiert nicht als Direktor, sondern Konservator) zu einem Interview eingeladen. Ziel des Gespräches war es, herauszuhören welche Ideen es im Thurgau gibt zum grossen Thema „Die Zukunft der Museen - Die Museen der Zukunft“. Der Termin stand fest. Es hätte ein spannender Austausch werden können.
Hätte. Denn als das kantonale Departement für Erziehung und Kultur von dem Interview Wind bekam, fand man dort die Idee nicht so gut. Zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Und hielt die Museumsdirektorinnen und Museumsdirektoren an, diesen Termin abzusagen. Hintergrund dieser Intervention: Im Laufe des ersten Quartals 2019 möchte das Departement in Person von Regierungsrätin Monika Knill selbst über die seit Jahren köchelnde Museumsstrategie berichten. Eine vorherige Berichterstattung über die Zukunft der Museen ist nicht erwünscht. Das sei schliesslich von der Museumsstrategie nicht zu trennen.
«Zuerst das Departement, dann die Museen»
Da das Departement aber nicht einfach unerwünschte mediale Berichterstattung verhindern kann, wählte man offenbar den Weg über die Museumsdirektoren. „Als Teil der kantonalen Verwaltung haben sich die Museen an deren Kommunikationsvorgaben zu halten. Mit andern Worten, zuerst kommuniziert das zuständige Departement, dann die Museen“, erklärte Kulturamtsleiterin Martha Monstein in einer Mail an thurgaukultur.ch
In so einem Fall kann man als Medium wenig machen. Wenn der Kanton seinen Angestellten nahelegt, ein geplantes Interview nicht zu geben, dann liegt das in der Entscheidungshoheit des Departements. Uns bleibt dann nur der Weg, das Ganze transparent zu machen. Erst recht, wenn diese Entscheidung kein Einzelfall ist. Auch in einem anderen Fall entschied das Departement ähnlich. Markus Landert, Direktor des Kunstmuseum Thurgau, hatte einen Beitrag für uns geschrieben zu den Herausforderungen für ein Kunstmuseum im 21. Jahrhundert. Einen Tag vor Erscheinen des Beitrags zog Landert den Text zurück. Auch hier hatte das Departement die Veröffentlichung untersagt. Die Begründung lautete hier wie im ersten Fall: Man wolle erst im Frühjahr 2019 über das Thema reden. Eine vorzeitige Debatte würde dem Thema schaden.
Das ist übrigens auch der Grund, weshalb in der vergangenen Woche kein neues Topthema auf unserer Seite erscheinen konnte: Der Landert-Text war fest eingeplant. Ebenbürtiger Ersatz auf die Schnelle nicht zu finden. Wir bitten um Nachsicht. An diesem Donnerstag gibt es wieder ein neues Topthema.
Ein Maulkorb? «Auf gar keinen Fall», sagt die Kulturamtsleiterin
Was das alles nun zu bedeuten hat? Ein Maulkorb für die Museumschefs sei es jedenfalls nicht, findet Kulturamtsleiterin Martha Monstein. Die Museumsdirektorinnen und Museumsdirektoren hätten vielmehr viele Freiheiten in ihrer Arbeit. Jetzt sei bloss einfach die Zeit noch nicht reif, um über die Zukunft der Museen zu reden. Wir kommen darauf zurück, wenn die Zeit für reif befunden wird. Vielleicht klappt es ja dann mit unserem geplanten Interview. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
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