von Michael Lünstroth, 15.06.2018
Schreibwerkstatt unter freiem Himmel
Wer schon immer mal wissen wollte, wie man eigentlich richtig gut schreibt, kann nun einen Einblick bekommen: In Kreuzlingen startet am 23. Juni ein Schreibfestival, das offen ist für alle
Schreiben, das gehört für Franziska Schramm zum Leben unbedingt dazu: „Ich schreibe eigentlich in irgendeiner Form immer. Das muss nicht zwingend literarisch sein, aber mir hilft es zum Beispiel manchmal auch dabei, Dinge klarer zu sehen“, sagt Schramm. Die Autorin und Schreibcoach lebt in Konstanz, mit ihrem Schreibfestival gastiert sie am 23. Juni aber in Kreuzlingen. Auf der Dachterrasse des Trösch in der Hauptstrasse. Sie habe sich in diesen Ort verliebt, sagt Schramm im Gespräch mit thurgaukultur.ch, er passe perfekt zu ihrem Festival.
Bis zu 40 Teilnehmer (Tickets kosten 95 Euro) können bei dem Festival dabei sein. Anmelden kann man sich entweder vorher oder auch noch direkt vor Ort am Veranstaltungstag. Von 13 bis 19 Uhr will Franziska Schramm mit Gast-Dozenten die Welt des Schreibens erklären. „Einen ganzen Nachmittag lang wird gemeinsam geschrieben, experimentiert und ausprobiert. Vorerfahrung mit dem Schreiben ist nicht erforderlich“, sagt Schramm. Geplant sind Workshops über Wortspiele, Szenenentwicklung und die Konstruktion einer Romanhandlung. Für Letzteres kommt Autorin Jutta Reichelt aus Bremen an den Bodensee. Gemeinsam mit den Teilnehmern will sie die Handlung eines kompletten Romans erfinden - in nur 60 Minuten.
Die Veranstalterin hat selbst schon Literaturpreise erhalten
Die Premiere des Schreibfestivals lief 2016 im Konstanzer Stadtgarten, dieses Mal wollte Organisatorin Franziska Schramm alles professioneller aufziehen. Sie macht dies neben ihrem eigentlichen Beruf, ausschliesslich „aus purer Freude“, wie sie erklärt. „Ich habe einfach Lust interessante Dinge auszuprobieren, die es so noch nicht gibt. Wenn man so will, mache ich mir mit der Veranstaltung auch selbst ein Geschenk“, sagt Schramm und lacht. Dass sie selbst weiss, wie schreiben geht, zeigen zwei Auszeichnungen, die sie erhalten hat: Im Dezember 2016 bekam sie für ihre Kurzgeschichte "Was anderes machen" den Walter-Serner-Preis, verliehen vom rbb Kulturradio und vom Literaturhaus Berlin. 2018 erhielt sie den Förderpreis der Wuppertaler Literaturbiennale.
Das Schreibfestival würde sie künftig gerne regelmässig veranstalten: „Ich hätte jedenfalls Lust darauf. Wenn genug Leute kommen, könnte ich mir das häufiger vorstellen“, sagt die Autorin.
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