von Inka Grabowsky, 20.06.2018
Theater unter freiem Himmel
Im Thurgau und seiner Umgebung hält es die Schauspieler im Sommer nicht im Theater. Freilichtbühnen machen die Landschaft zur schönsten Kulisse. Wir stellen Ihnen die spannendsten Produktionen dieses Sommers vor.
Kreuzlingen, See-Burgtheater
Was die berühmten Bregenzer Festspiele seit 72 Jahren machen, das können andere auch – nicht immer mit ganz so viel Spektakel, aber mit viel Herzblut und vielen originellen Ideen. Während dort in der zweiten Spielzeit vom 18. Juli bis 20. August Bizets „Carmen“ läuft, spielt beispielsweise am anderen Endes des Sees in Kreuzlingen - ebenfalls direkt am Ufer - das See-Burgtheater „Biedermann und die Brandstifter“. Für Regisseur Leopold Huber ist die 60 Jahre alte Tragikomödie von Max Frisch immer noch aktuell: „Wir haben das Haus ja heute voller Brandstifter, ob Trump, Erdogan oder Orban. Und dafür ist das Stück eine Parabel.“
Termine: Zwischen dem 12. Juli und 9. August, jeweils um 20.30 Uhr
Karten kosten 54 Franken, ermässigt 20 Franken
Bild: See-Burgtheater, Mario Gaccioli
Konstanz, Freilufttheater auf dem Münsterplatz
Ein paar Meter weiter, auf der anderen Seite der Grenze in Konstanz, gibt es gleich zwei Open Air-Bühnen. Am Münster führt das Stadttheater Edmond Rostands „Cyrano de Bergerac“ auf. Das tragisch-komische Mantel-und-Degen-Stück inszeniert Schauspieldirektor Mark Zurmühle mit Livemusik.
Termine: 22. Juni bis 28. Juli, 19 Uhr
Karten kosten (ausser zur Premiere) 35 Euro, ermässigt 15 Euro. Tickets gibt es hier.
Bild: Theater Konstanz
Konstanz, die Oper "La Juive" im Stadtraum
Anlässlich des Konstanzer Konziljubiläums gibt es am Originalschauplatz die Oper„La Juive“ von Halévy und Scribe aus dem Jahr 1835. Sie versetzt uns ins Konstanz des Jahres 1414. Die Zuschauer wandeln - begleitet von Darstellern - vom Kulturzentrum am Münster zum Concept Store Sankt Johann bis zur Lutherkirche. Die Geschichte um die verbotene Liebe zwischen einer vermeintlichen Jüdin und einem christlichen Fürsten gestaltet das Orchester der Südwestdeutsche Philharmonie gemeinsam mit dem Vokalensemble Konstanz.
Termine: zwischen dem 14. Juni und 9. Juli, jeweils um 19 Uhr
Karten kosten 48 Euro, ermässigt 28 Euro, unter anderem bei der Philharmonie Konstanz
Szene aus der Oper "La Juive", die in diesem Sommer in Konstanz zu sehen ist. Bild: Konzilstadt Konstanz
Bühne Thurtal, im Dreyschlatt, bei Wattwil
Mit einem Originalschauplatz kann auch die Bühne Thurtal werben. Die engagierten Laien unter professioneller Regie führen das eigens für sie geschriebene Stück „Ueli Bräker. Der Arme Mann im Tockenburg“ auf, und das direkt vor dem Haus in Dreyschlatt, in dem Bräker seine Jugend verbracht hat. Bräker, der von 1735 bis 1798 gelebt hat, verfolgt als einfacher Salpetersieder die Wirren der Weltgeschichte bis zur Gründung des Kantons Säntis, des späteren Kantons St. Gallen. Seine Autobiografie ist Basis des Stücks von Paul Steinmann.
Termine: Zwischen dem 6. Juli und dem 12. August, werktags um 20 Uhr, sonntags um 17 Uhr
Tickets kosten 59 - 69 Franken, eine Videovorschau zum Thema gibt es hier
Bild: zVg
Frauenfeld, Shakespeare auf dem Konviktplatz
Das Frauenfelder Amt für Kultur, das Amt für Stadtentwicklung, der Theaterverein und die IG Innenstadtholen das Theater Kanton Zürich auf den Konviktplatz, um Shakespeares «Sommernachtstraum» unter freiem Himmel aufzuführen.
Termin: 23. Juni, 20.30 Uhr
Der Eintritt ist frei, Plätze können nicht reserviert werden.
Bild: Toni Suter
Greuterhof in Islikon
Im Greuterhof in Islikon spielt die Theaterwerkstatt Gleis 5 aus Frauenfeld in diesem Jahr „Am Hang“ nach dem Roman von Markus Werner. Zwei Zufallsbekannte diskutieren über das Leben und die Liebe.
Termine: 17. und 18. August, 21. -25. August und 28. August – 1. September jeweils um 20.30 Uhr
Karten kosten 48 Franken, ermässigt 35 Franken. Tickets gibt es hier
Internetseite der neuen Produktion im Greuterhof. Bild: Screenshot
100 Jahres Landesstreik in Olten
Zwei der Protagonisten der Theaterwerkstatt Gleis 5 sind auch in Olten dabei, wenn in der alten Hauptwerkstätte der SBB das grosse Spektakel zu 100 Jahren Landesstreik über die Bühne geht. Giuseppe Spina und Simon Engeli spielen mit bei 1918.ch . Sie sind an einzelnen Spieltagen bei den über hundert Schauspielern aus Solothurn und Umgebung mit einzelne Szenen zu Gast.
Termine: zwischen dem 16. August und den 23. September, werktags um 20 Uhr, sonntags um 17 Uhr
Tickets kosten 48 Franken, ermässigt 38 Franken.
Bild: zVg
Schlossfestspiele Hagenwil
Bei den Schlossfestspielen Hagenwil verspricht die Komödie „Die Affäre Rue de Lourcine“ französisches Flair und schwarzen Humor. Nach einem Trinkgelage müssen sich zwei Schulfreunde mit einer Gedächtnislücke und einem Mord herumplagen. Seit 161 Jahren lachen die Zuschauer über das Stück von Eugene Labiche.
Termine: ab 8. August bis 8. September ab 20.30 Uhr
Ticktets für 61,25 Franken über Ticketino
Ab dem 12. August läuft bei den Schlossfestspielen ausserdem das Kinderstück „Tischlein deck dich“ . Regie führt auch hier Florian Rexer, der den Amriswiler Kulturpreis 2018 gewonnen hat.
Das Wasserschloss Hagenwil. Bild: zVg
Wil, Theater «Jetzt»
In Wil bietet das Theater «Jetzt» eine sehr spezielle „Shopping Tour“ an. Das Publikum sieht dabei die obere Bahnhofsstrasse aus der Sicht eines Inders, der zuhause Schuhe für den Export näht. Reale und erfundene Wiler spielen bei der szenischen Stadtführung mit, die mittels schwarzem Humor die Konsumwelt kritisieren möchte.
Termine: Aufführungen in der Oberen Bahnhofsstrasse am 23. und 30. Juni sowie am 4. und 5. Juli, jeweils ab 19.30 Uhr.
Karten kosten 25 Franken. Reservation hier
Fredy Kuttipurathu. Bild: zVg
Festspiele St. Gallen
In St. Gallen locken traditionell die Festspiele auf den Klosterhof. In diesem Jahr steht unter anderem Puccinis Oper „Edgar“ auf dem Programm. Die Handlung der Liebes- und Eifersuchtsgeschichte erinnert ein wenig an „Bizets „Carmen“, insofern erlauben sich reizvolle Vergleiche mit den Bregenzer Festspielen nebenan (siehe oben). In der Stiftskirche tanzt die Kompagnie des Theaters St. Gallen eine Pilgerreise unter dem Titel „Peregrinato“, die Beate Vollack choreografiert hat.
Termine: Edgar: Zwischen dem 29. Juni und dem 13. Juli. Peregrinato: Uraufführung am 4. Juli. Weitere Aufführungen am 5. und 9. Juli.
Tickets für die Oper 60 bis 170 Franken oder für den Tanz ab 40 Franken unter anderem hier
Bild: zVg
Von Inka Grabowsky
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