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von Julia Christiane Hanauer, 11.12.2017

Schlussspurt beim Konziljubiläum

Schlussspurt beim Konziljubiläum
Die Titelfigur des letzten Konziljubiläumjahres, Oswald von Wolkenstein, umgeben vom Team der Konzilstadt Konstanz, das auch für das fünfte und letzte Jahr des Konziljubiläums ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt hat. | © Julia Hanauer

Die Feierlichkeiten des Konziljubiläums in Konstanz gehen 2018 ins letzte Jahr. Ins Rampenlicht rücken der Minnesänger Oswald von Wolkenstein sowie der europäische Kulturaustausch. Die Besucher erwartet noch einmal ein abwechslungsreiches Programm, bevor die Feierlichkeiten am 22. Juli 2018 in einem Friedensgebet ihren Abschluss finden.

Von Julia Christiane Hanauer

Oswald von Wolkenstein mochte es, in Weinstuben zu verweilen. Und so tummelte sich eine muntere Schar von Journalisten zur Jahrespressekonferenz der Konzilstadt Konstanz in einer solchen in der Spitalkellerei zu Konstanz. Die Titelfigur Wolkenstein, um den es sich im „Jahr der Kultur“ dreht, war natürlich auch mit seinem Konterfei vertreten: Oswald von Wolkenstein, gebürtiger Tiroler (heute Südtirol). Er war Ritter und Diplomat, wechselte, nachdem er 1415 nach Konstanz gekommen war, in den Dienst von König Sigismund, der ihn sodann nach England, Frankreich und Portugal entsandte. Aber er war auch Minnesänger und Komponist, „das sprachliche Wirrwarr in Konstanz inspirierte Wolkenstein zu verschiedenen Dichtungen, seine scharfe Beobachtungsgabe führte zu manch spitzem Vers, der noch heute seine Leser amüsiert“, ist aus der Medieninformation zu erfahren.

Sinnesfreuden und poetische Betrachtungen von Sexualität

Auf diese „grosse Humoristik“ zielt „(W)Ortverliebt in Konstanz“ ab. Sprache werde in Bilder übersetzt, künstlerische Interpretationen machten Poesie neu erfahrbar, war von Martin Schneider von der Universität Konstanz zu erfahren. Die Ausstellung ist ein Projekt von Studenten der Universität sowie der HTWG Konstanz. Man darf gespannt sein, denn in Wolkensteins Lyrik standen nicht nur das Reisen und Marienpreislieder im Fokus, sondern auch geniesserische Sinnesfreuden und poetische Betrachtungen von Sexualität. Zu der Ausstellung gibt es sieben Sonderveranstaltungen, angefangen bei interaktiven Führungen über „Oswald für Kinder“ bis hin zur Gedichtwerkstatt, bei der die Besucher selbst zum Lyriker werden.

In die Welt der Poesie eintauchen können die Besucher bei „Minne meets Poetry“. Dies ist laut Alisa Körner vom Kulturamt Konstanz eine Crossover-Veranstaltung mit insgesamt 18 Angeboten an fünf Tagen. Als Höhepunkt wird „Wortakrobatik in der Arena“ hervorgehoben, einem „Dead-or-Alive-Slam, bei dem acht SlammerInnen mit Texten von toten  und lebenden Dichtern gegeneinander antreten“.  Bei „Tonwechsel Unlimited“ treffen Rap und Klassik mit dem Rapper Curse, dem Geiger Miki Kekenj und der Südwestdeutschen Philharmonie aufeinander. Zudem gibt es Ausstellungen, Installationen und verschiedene Aktionen für alle Altersgruppen.

Spannendes Projekt: Der Geiger und Hip-Hopper Miki Kekenj geht mit der Südwestdeutschen Philharmonie und dem Rapper Curse auf die Bühne im März 2018.

Spannendes Projekt: Der Geiger und Hip-Hopper Miki Kekenj geht mit der Südwestdeutschen Philharmonie und dem Rapper Curse auf die Bühne im März 2018. Bild: Philharmonie Konstanz 

Nach der Absage 2017, soll die Oper "La Juice" nun stattfinden

Eine musikalische Zeitreise machen die Besucher bei „Europäische Avantgarde um 1400“. Das Ensemble Ordo Virtutum spürt der Frage nach, wie sich Musik während der Zeit des Konzils im Münster angehört haben könnte. Grundlage für die aufgeführten Stücke bilden die Fragmente von Choralhandschriften aus Konstanz, die der Ensembleleiter Stefan Morent kürzlich im Stadtarchiv von Konstanz entdeckte. Bei einem weiteren Konzert bringt das Ensemble Sequentia berühmte autobiografische Lieder von Oswald von Wolkenstein zu Gehör, sowie Instrumentalstücke, die auf den Melodien des Tirolers basieren.

Ein aussergewöhnliches Projekt ist die Aufführung der Oper „La Juive“, denn der Stadtraum dient als Bühne. Drei Spielorte gibt es, angefangen im Innenhof des Kulturzentrums über den Concept Store Sankt Johann und schliesslich in der Lutherkirche. Eigentlich sollte die Oper bereits 2017 aufgeführt werden. Nachdem aber keine geeigneten Solisten für die Produktion gefunden wurden, haben sich die Veranstalter entschieden, das Projekt um ein Jahr zu verschieben. Um das aus der Feder von Jacques F. Halévy und Eugène Scribe stammende Werk aus dem Jahre 1835 aufzuführen, sei eine Bearbeitung notwendig gewesen, erläuterte Beat Fehlmann, scheidender Intendant der Südwestdeutschen Philharmonie. „Es ist ein künstlerisch spannendes Projekt.“

„Rückblick, Feiern, Lauschen, Mitgestalten, Austauschen und in die Zukunft blicken“ heisst es dann zum Finale des Konziljubiläums am 22. Juli 2018. „Miteinander“ laute das Motto, sagte Regine Weißinger von der Konzilstadt Konstanz. Die Südwestdeutsche Philharmonie spielt zum Side-by-Side-Konzert auf, einem Projekt, bei dem die Besucher gemeinsam mit professionellen Musikern auftreten können. Danach gibt es zahlreiche Überraschungen zu fünf Jahren Konzilfeierlichkeiten. Den Schlusspunkt bildet dann das Friedensgebet, gestaltet von und mit aus Konstanz kommenden Vertretern verschiedener Religionen.

„Ohne Thurgau kein Konzil“

Das Konstanzer Konzil beschränkte sich natürlich nicht nur auf die deutsche Stadt, sondern prägte die ganze Region rund um den Bodensee. Und so lässt sich auch im Thurgau Geschichte aus dieser Zeit erleben. Im Historischen Museum Thurgau im Schloss Frauenfeld wird die Zeit des Konstanzer Konzils von 1414 bis zur Reformation 1517 vorgestellt. Auf den Spuren des Konzils und des Mittelalters wandern, das ist mit der Erlebniskarte, die bei Thurgau Tourismus erhältlich ist, möglich. Der Weg führt zu historischen Schätzen, Schlössern, Kastellen und vielem mehr. Im April erscheint zudem der letzte Band aus der Reihe „Der Thurgau im späten Mittelalter“, in dem es um die politische und religiöse Entwicklung im Thurgau sowie der Bodenseeregion zu Zeiten des Konzils bis zur Reformation geht.

Freuen sich auf das letzte Jahr des Konziljubiläums (von links) Mathias Trennert-Helwig (Dekan), Uli Burchardt (Oberbürgermeister Konstanz) und Beat Fehlmann (Intendant Südwestdeutsche Philharmonie)

Freuen sich auf das letzte Jahr des Konziljubiläums (von links) Mathias Trennert-Helwig (Dekan), Uli Burchardt (Oberbürgermeister Konstanz) und Beat Fehlmann (Intendant Südwestdeutsche Philharmonie). Bilder: Stadt Konstanz/Philharmonie Konstanz/Privat

Mit von der Partie bei der Jahrespressekonferenz waren auch der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt und Dekan Mathias Trennert-Helwig. Nach den ersten vier Jahren zogen sie eine durchweg positive Bilanz der Feierlichkeiten. Es sei gelungen, den Spannungsbogen über die Jahre hinweg zu halten, meinte das Stadtoberhaupt. „Es gibt noch immer eine grosse Neugierde.“ Der Stadt und allen Beteiligten sei es gelungen, das Jubiläum in Würde zu begehen.

Auch Dekan Trennert-Helwig zeigte sich durchweg zufrieden mit dem Verlauf der Feierlichkeiten während der vergangenen vier Jahre. Mit Blick auf die Entwicklungen in Europa schlug er aber auch ernste Töne an. In den vergangenen zwei Jahren sei deutlich geworden, welche Relevanz Europa und das Christentum hätten, meinte er. Und so soll mit dem Friedensgebet, das Angehörige verschiedener Religionsgruppen zelebrieren, zum Abschluss der Feierlichkeiten auch ein Zeichen gesetzt werden.

Video: So klingen Miki Kekenj und Curse (das Konzert in Konstanz findet am 11. März 2018 statt)

 

Das vollständige Programm mit allen Veranstaltungen gibt es unter
www.veranstaltungen.konstanzer-konzil.de/region/  

Informationen rund ums Konzil gibt es unter
http://www.konstanzer-konzil.de 

www.konzil-thurgau.ch

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